Der Spielalltag kann schon recht eintönig sein. Oft wiederholen sich Handlungen und Aufgaben. Umso wichtiger ist es, für Abwechslung zu sorgen. Einige kreative Köpfe in unserer Gemeinschaft schaffen es immer wieder, mit eigenen Events für Spiel, Spaß und Spannung zu sorgen. So begaben wir uns am 12. Juni 2021 in einem Feldboss-Story-Event mit PvP-Inhalten auf eine gefährliche Reise über den Ozean. Unser Vorhaben blieb jedoch nicht unbemerkt und so konnten wir uns nur knapp auf Insel Iliya retten, bevor unser Schiff auf den Meeresgrund sank. Glücklicherweise konnten wir die Angreifer bekämpfen und unseren Weg nach einem Neubau fortsetzen.
Doch wie die ganze Geschichte verlief, erfahrt ihr nun hier.
Ein einsames Mädchen. Ein verklungenes Lied. Frieden hat seinen Preis. Nichts währt ewig und nur das Rauschen der Wellen bleibt. Um eine Katastrophe zu verhindern und alte Fehler auszubügeln, begaben wir uns auf eine gefährliche Reise über die Weiten Margorias hinaus. In der dunklen Tiefe wartete es auf uns…
Er ist weg.
Pardon?
Der Gesang. Er ist weg.
Neben mir saß ein junges Mädchen. Sie starrte auf den Ozean hinaus. Als ich mich ihr näherte, zeigten ihre leeren Augen keine Reaktion.
Die anderen konnten sie nicht hören. Sie sagten mir, das seien Wale. Aber Wale klingen anders. Weniger einsam. Und nicht so schön.
Während sie regete, begann sie verträumt zu lächeln. Doch dieser Ausdruck hielt nur kurz und ihre Schulern sackten nach unten.
Aber jetzt kann ich sie nicht mehr hören.
Sie zögerte etwas. Dann drehte sie ihren Kopf leicht in meine Richtung.
Ihr seid doch von einer Abenteurergilde. Ihr kommt viel herum, oder?
Ja, das stimmt. Die Fassglucke im Hafen ist unser Gildenmeister.
Ja, den kenne ich. Die anderen Kinder haben mir von ihm erzählt.
Sie kicherte. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.
Könnt Ihr mir einen Gefallen tun? Wenn Ihr auf dem Meer unterwegs seid, könnt Ihr euch umhören, ob vielleicht noch jemand von diesem Wesen gehört hat? Ich möchte diese Melodie zumindest noch ein einziges Mal hören.
Meine Antwort verstand sich von selbst.
Die Suche der Seefahrer war erfolgreich. Sie fanden einen alten Perlentaucher, der von Ruinen am Meeresgrund erzählte. Dort wurden er und ein paar Bergwerker für Ausgrabungen beauftragt. Doch es kam zu einem gewaltigen Unfall. Das einzige, an das er sich erinnern konnte, war der Schatten einer riesigen Meereskreatur und den Klang eines traurigen Liedes. Seine Kameraden hatte er nie wieder gesehen.
Der alte Mann hatte recht. Verborgen unter den Wellen bei Insel Racid lag eine eigene Welt. Welche Energie auch die Wassermassen von diesem Ort fernhielt, sie musste unglaublich mächtig sein. Vor mir offenbarte sich eine Ruinenstadt, die bis tief unter den Meeresgrund reichte. Jede Faser meines Körpers riet mir davon ab, noch tiefer zu gehen. Doch ich hatte ein Versprechen gegeben.
Sie hatten zu tief gegraben. Die vorzeitliche Statue, die sich vor mir aufbaute, kam mir seltsam vertraut vor. Sie schien als Gefängnis gedient zu haben. Doch was auch immer dort eingesperrt war, war fort. Die verbliebenen Reste von Schwarzenergie strahlten eine Bösartigkeit aus, die sogar meinen dunklen Begleiter erzittern ließen. Um mich herum wurden die patrouillierenden vorzeitlichen Waffen unruhig. Sie schienen als eine Art Wächter gedient zu haben und witterten jetzt meinen Schwarzgeist. Mir blieb nichts anderes übrig, als diese Höhlen schnellstens zu verlassen.
Während ich zum Ausgang hastete, wurden meine Verfolger immer zahlreicher. Sie kamen mir gefährlich nahe – und hielten plötzlich inne. Bevor ich verstand, was geschah, baute sich ein riesiger Schatten über mir auf.
Die Kreatur vor mir gab ein tiefes, beruhigendes Grollen von sich. Bevor ich reagieren konnte, hörte ich eine sanfte Stimme in meinem Inneren.
Die Ersten suchten das Leben. Lang vor eurer Ankunft schufen sie dieses Reich.
Die Zweiten suchten Erlösung. Das Böse vergraben, vergessen für lange Zeit.
Die Dritten suchten den Reichtum. Sie weckten es wieder, getrieben von Gier.
Nach Rache dürstend, wird es bringen viel Leid.
So kurz euer Leben, was sucht Ihr?
Das Wesen starrte tief in meine Seele. Ich wollte etwas antworten, doch meine Lippen blieben stumm. Ohne es zu wollen, erschien vor meinen Augen das kleine blinde Mädchen und die Kreatur gab ein zufriedenes Grollen von sich.
Es gibt also jene unter euch, die noch hören. Welche lauschen können, was der Ozean erzählt. Meine Entscheidung war richtig.
Durch Wasser kann der befreite Dämon nicht reisen, so schuf er diesen Raum. An die Oberfläche sich graben, war sein Ziel. Ich verschlang ihn, sodass er es niemals erreiche. Doch seine Stärke wächst jeden Tag. Bald wird er mich übertrumpfen und durch meinen Körper in euer Reich gelangen. Eure Art ist zu jung, um diese Welt zu verlassen. Ihr habt gerade krabbeln gelernt. Es wäre schade, euch nicht die Möglichkeit zum Laufen zu geben.
Meine Freunde sind schon seit Äonen fort. Zu lange schon bin ich allein. Meine Knochen sind alt, meine Muskeln müde. Viele Zyklen schwamm ich durch die Tiefe, kenne jeden Stein, jedes Wesen und jede Koralle. Ich sah Inseln sich erheben und wieder im Ozean versinken. Es ist Zeit für mich, meinen Freunden auf den Strömen der Ewigkeit zu folgen.
Lauf, kleines Wesen, lauf! Versammle deine stärksten Kameraden! Ruf sie um Hilfe! Bei unserer nächsten Begegnung werden wir Gegner sein.
Mit diesem Kapitel startete das Event für die Teilnehmenden. Dazu wurden 3 Gruppen gebildet:
- Abenteurer, bestehend aus einem kleinen Duo von Schiffsmechanikern (reine PVE-Interessenten)
- einer größeren, allgemeinen Gruppe und
- die Schurken, bestehend aus einer mittleren Gruppe von Besessenen.
Bevor sich die Gruppe aus Abenteurern und Mechanikern mit der Gildengaleere auf den Weg nach Sycraia machen konnten, wurden die vorherigen Kapitel für Begeisterte und Lesefaule nochmal kurz zusammengefasst. Diese Zeit nutzten die Schurken, um sich mit einer Karacke einen Vorsprung aufzubauen. Der Besatzung der Gildengaleere war diese Gruppe unbekannt. Kurze Zeit später startete auch sie.
Kurz nach Insel Weita bekamen die Schurken ihren ersten Auftritt und inszenierten ein kleines Feuergefecht zur See. Im Zuge dessen musste die Galeere, schwer beschädigt, einen Notstopp bei Insel Iliya einlegen. Während die Schiffsmechaniker im Wald nach Holz zur Reparatur und Kräutern zur Heilung der besessenen Schurken suchten, mussten die anderen Abenteurer diese vor den Angreiffern schützen. Den Schurken wurde als Aufgabe gegeben, sich zu den Mechanikern durchzuschlagen und diese am Sammeln zu hindern. Nach ungefähr 20 Minuten waren genug Materialien gesammelt und die Besessenen wurden in Iliya Hafen geheilt. Im Anschluss ging es gemeinsam weiter Richtung Sycraia.
Nachdem alle den Tauchgang nach Sycraia gemeistert hatten, gab es eine kurze Führung für jene, die das erste Mal einen Fuß in dieses Gebiet gesetzt hatten. Danach mussten die Abenteurer ausschwärmen, um das Beschwörungsgebiet des Feldbosses zu finden. Als diese Aufgabe bewältigt war, wurde Sycrid beschworen und bekämpft. Damit der Kampf etwas spannender war, wurde die verwendete Ausrüstung dafür nach unten angepasst. Nachdem der Boss besiegt war, wurde Kapitel IV vorgetragen und man trat gemeinsam die Heimreise an.
Das Wesen löste sich in einer Wolke aus warmem Nebel auf. Zurück blieb nur eine schwach leuchtende, blaue Kugel. Als ich sie aufhob, erklang um uns eine vertraute Stimme:
Ich habe mich immer gefragt, wie ihr es ertragt. Befeuert von so intensiven Gefühlen, doch nur mit der Lebensspanne eines Wimpernschlags bestraft. Ich verstehe es jetzt. Ihr gebt euer Leben an die nächste Generation und die Erinnerung überdauert euren Tod.
In dieser ganzen Zeit allein in den Weiten habe ich ein Gefühl am stärksten vermisst. Ich schenke euch mein Lied, ihr wisst, für wen es bestimmt ist. Ihr habt mir das Geschenk gemacht, noch einmal gehört zu werden, und dafür danke ich euch. Ich werde glücklich gehen. Lebt wohl.
Danksagung
Vielen Dank an unser Mitglied Shurikawa für dieses tolle und interessante Event! Alle Beteiligten waren begeistert davon!